Bericht vom 1. Stuttgarter Tandemwochenende 1998-05-16 - 1998-05-17

Nach mehrfacher Ankündigung unseres Tandemwochenende fanden sich doch einige Tandembegeisterte am 16. und 17. Mai ein. Zuerst kam Johannes Schinner am Freitag Abend an, der es sich nicht nehmen liess von Nürnberg bis Sindelfingen alleine (!) mit dem Tandem zu fahren: das sind über 220 km! Seine Andrea wollte nicht mit und kam am Samstag morgen mit dem Zug nach. Desweiteren trafen ein: Robert Kohler und Katrin und Johannes Kilian und Babsi (bei den Frauen weiss ich den Nachnamen nicht, sorry! Ich will niemanden zwangsverheiraten :-) ). So waren wir schliesslich 4 Tandemteams, die über Böblingen/Ehningen ins Würmtal fuhren.

Dort kann man praktisch autofrei auf relativ guten Wegen in landschaftlich schöner Gegend (kleine Täler mit Wald und immer wieder Wiesen und Felder dazwischen) relativ flott dahinfahren. Was wir auch ausgiebig gemacht haben: unser Leistungsspektrum lag ziemlich ähnlich und so sind wir einen Schnitt von über 25 km/h gefahren - ohne die Pausen. Mit den Pausen waren es dann noch 12 km/h. Wie man daraus sieht, war es keine Rasertour, sondern wir haben uns viel Zeit zum Umschauen, Tandemtesten und sonstigem genommen. Große Beachtung fand das Montague Falttandem von Johannes und Babsi, das trotz seiner etwas ungwöhnlichen Rahmenform SEHR stabil ist und einen ausgezeichneten Fahreindruck bei uns allen hinterliess. Natürlich mussten wir es alle mal testen :-)

Nach 75 km kamen wir wieder in Sindelfingen an. Der Tag wurde mit einer Einkehr beim Griechen um die Ecke (natürlich NACH dem Duschen! :-) ) beendet.

Leider konnten nur Johannes und Andrea bleiben, die anderen hatten für den nächsten Tag Termine. Am Sonntag morgen sind dann wir 4 zur Uni Stuttgart gefahren wo um 10:00 der Treffpunkt der Stuttgarter ADFC Tandemtour war. Leider war die Beschreibung im ADFC Terminblatt etwas missverständlich und so waren es 15 Tandems und 21 halbe Fahrräder. Insgesamt also eine ganze Menge und eigentlich zuviel für 2 Tourenleiter. Kurzerhand wurde Heiners Frau Claudia als 3. Tourenleiter eingespannt weil schon gleich zu Anfang anzusehen war, dass das Leistungsspektrum weiiiit auseinander lag. Bis zum ersten Zwischenstop am Schloss Solitude nach ca 5 km lagen schon Welten zwischen den Ersten und den Letzen und jede Menge Unmut besonders bei den Letzteren. Die beschwerten sich unverhohlen über das "irre hohe Tempo". Dabei sind die Tandems gar nicht mal SO schnell gefahren. Beate und ich haben die "Lumpensammler" gespielt und aufgepasst, dass uns kein Teilnehmer abhanden kam.

Der nächste Abschnitt ging ausschliesslich bergab bis Weil im Dorf ca 10 km. Hier kam es zu NOCH größeren Geschwindigkeitsunterschieden und noch mehr Jammern auf Seiten der Soloradler, so dass wir die Tour an dieser Stelle auftrennten. Die Langsamsten sollten von Claudia geführt ganz gemütlich eine kürzere Strecke fahren und die normal schnellen nicht aufhalten. Leider war diese Gruppe NICHT identisch mit den größten Jammerlappen. Die blieben uns nämlich erhalten! "Nene, mit den Lahmen da will ICH doch nicht mit! Ich fahr mit den anderen die normale Tour". Ich hatte extra nochmal mit deutlicher Stimme gesagt: "Wer vorhin gejammert hat, es würde zu schnell gefahren, der soll sich JETZT der langsamen Gruppe anschliessen! Wir fahren nachher garantiert NOCH schneller und dann gilt kein Jammern mehr!". Leider hatte mein Appell nicht viel gefruchtet bzw es fühlten sich die falschen Leute angesprochen, denn kaum war die Langsam-Gruppe abgefahren und wir setzten die normale Tour fort, wurde schon wieder genörgelt "Jetzt rast doch nicht wieder so!". Dabei fuhren wir nur zwischen 20 und 25 km/h! Beate und ich wurden langsam ganz schön genervt, zumal wir wieder ganz hinten mitfuhren als Aufpasser. Was war das für ein Geschleiche!

Die Strecke ab Weil im Dorf bis Markgröningen ist leicht wellig, hüglig ist schon zu viel gesagt. Es geht also immer ein paar 100 m leicht bergab und dann wieder aufwärts. An so einem Gefälle fuhr eine junge Frau neben uns und stellte ein paar belanglose Fragen zur Tandemtechnik. Unsere Antworten schien sie entweder nicht zu begreifen oder nicht zu glauben. Schliesslich meinte sie: "Aber so ein Tandem ist doch ziemlich langsam, gell? Ihr seid ja immer eine der Letzten."
Meine Antwort:
"Äh nein, genau das Gegenteil ist wahr! Mit einem Tandem hat man einen enormen Geschwindigkeitsvorteil, besonders in der Ebene oder gar bergab."
Sie:
"Also das glaub ich jetzt nicht! Wollen wir mal ein Wettrennen machen?"

Tja und da platzte mir dann doch der Kragen und ich hab einfach aufgehört zu bremsen (Wer erinnert sich an dieser Stelle noch an das Subject?) :-)

Sie strampelte wie wild auf ihrem Damen-MTB den Hügel runter, wärend wir es einfach rollen liessen und im Gegensatz zu vorher keine Dauerbremsung machten. Natürlich hatte sie nicht die geringste Chance mit uns mitzuhalten. Den nächsten Hügel bergauf liessen wir es ausrollen um oben an der Kuppe anzuhalten. Einige hundert Meter hinter uns kam dann unsere Herausforderin laut schnaufend angefahren und war sichtlich eingeschnappt. Das lag wohl u.a. daran, dass Beate sich vor Lachen kaum noch auf dem Tandem halten konnte :-)
Okok, ich muss wohl auch ein triumphierendes Grinsen zur Schau getragen haben :-)

Den Rest der Tour wurden wir von besagter Frau geschnitten. Die war schon beleidigt und wir hatten unsere Ruhe :-)

Endlich und mit 45 Minuten Verspätung trafen wir auf dem Marktplatz in Markgröningen ein, wo wir auf die Ludwigsburger Tandemtour stiessen (und den "Schnellen" unserer eigenen Tour. Da mussten erst mal alle Tandems begutachtet, Fahrradkomponenten genau untersucht und Erfahrungen ausgetauscht werden. Allergrösstes Interesse weckte ein Doppelliegetandem Rans Screamer! Es wurde von vielen probegfahren oder zumindest versucht. Bei mir bliebs beim Versuch :-)

Heiner erbarmte sich und nahm alle Solofahrer ab um mit ihnen den Heimweg anzutreten. Die verbliebenen Tandemteams der Stuttgarter und Ludwigsburger Gruppe machte sich auf zu einer gemeinsamen 20 km Schleife. Nach der anfänglichen Bummeltour war das ein richtiger Genuss! Schon aus Markgröningen raus ging es mit fast 80 km/h (prima Abfahrt!). Beate jubelte hinter mir: "Endlich FAHREN! Hab ich das vielleicht gebraucht! Los, lass uns reintreten! Schneller!" Solche Töne war ich bisher gar nicht so sehr von ihr gewöhnt. Ich glaube, das war dann die schnellste 20 km Runde, die wir je gefahren waren.

Danach trennten sich wieder die Stuttgarter von den Ludwigsburgern und einige wollten auch noch einkehren, weitere Tandems probefahren, usw. So waren es am Schluss wieder nur 4 Tandems, die die Glems entlang Richtung Leonburg fuhren. Der Besitzer des Doppelliegetandems stellte sich als Händler heraus, der NUR Spezialfahrräder im Angebot hat und er lud uns in Ditzingen ein, sein Geschäft anzuschauen. Wir sagten alle neugierig zu und bestaunten seine Kuriositätensammlung (Naja, so sag ich halt als Liegeradignorant zu so was :-) ). Er hatte jede Menge Falträder, auch das Montague Tandem, Langlieger, Kurzlieger, Trikes, Fahrräder mit Frontantrieb, uswusw. Alles HÖCHST interessant! Ich muss da noch mal hin um einiges probezufahren und vielleicht was einzukaufen :-)

Da das einzige verbliebene Stuttgarter Tandemteam den Weg zurück kannte, fuhren die alleine ab Leonberg zurück, wärend wir mit Johannes und Andrea einen West-Schlenker über Renningen und Magstadt zurück nach Sindelfingen machten. So kamen wir an diesem Tag auf 105 km.

Insgesamt hatte dieses Wochenende VERDAMMT viel Spaß gemacht und wir bedauern all diejenigen, die nicht mitkommen wollten oder konnten. Ihr habt echt was verpasst!! :-)

Ulli Horlacher