Bericht vom 2. Stuttgarter Tandemwochenende 1999-05-15 - 1999-05-16

Zum 2. Stuttgarter Tandemwochenende fuhr Johannes Schinner am Freitag DREIHUNDERTZEHN Kilometer mit dem Tandem an, dieser Verrückte! Dazu kam noch Gegenwind und immer wieder Regen. Seinen Stoker setzte er in Stuttgart ab, weil der andere Verpflichtungen hatte. Für den Samstag gabs für Johannes dann einen neuen Stoker: eine Conny hatte sich 2 Tage zuvor telefonisch bei uns erkundigt ob wir ihr ein Tandem samt Captain besorgen könnten, sie würde gerne (zum ersten) mal Tandem fahren. Das passte ja! Weiterhin kamen am Samstag noch Heiner und Elfie hinzu. Nur mein Arbeitskollege Delta mit Freundin sprang noch kurz zuvor wieder ab. Selber schuld, denn wir hatten super Tandemwetter, eine ganze tolle Strecke und viel Spass:

Um 11:15 starten wir also mit 3 Tandems in Sindelfingen und fuhren direkt in das Naturschutzgebiet Schönbuch. Da gibt es prima autofreie Wege meistens im Mischwald und mit vielen Tieren. Nach 40 km herrlicher Fahrt in reiner Natur kamen wir in Tübingen an, wo wir die erste Pause am Rathausplatz machten. Mindestens 3 mal hörten wir von Passanten "Guck mal, der Tübinger Tandemclub hat Ausfahrt!" dabei war keiner von uns ein Tübinger, pffft. Mit viel Sonne und Temperaturen um 18-20 Grad fuhren wir die Ammer am Rand des Schönbuchs entlang bis Herrenberg wo wir die schöne Altstadt mit den vielen Fachwerkhäusern bestaunten. Conny klärte uns auf, dass die Kirche am Hang "Glucke des Gäu" hiesse und seit ihrer Erbauung schon 3 m abwärts gerutscht sei. Kurz vor Sindelfingen ergab eine Umfrage, dass die anderen noch nicht genug hatten und so fuhren wir nach das Würmtal entlang bis Weil der Stadt. Conny erwies sich als begeisterte Stokerin, die gar nicht genug bekommen konnte und Hannes merkte man seine Gewaltfahrt vom Vortag überhaupt nicht an. Von Weil der Stadt ging es dann wieder hinauf nach Sindelfingen und dann waren auch schon fast 100 km gefahren!

Für den nächsten Tag hatte Johannes schon lange einen anderen Stoker und Conny war deshalb traurig, weil sie da nicht mehr mitfahren konnte. Johannes fiel aber noch um 22:00 ein, dass ein Bekannter von ihm in Sindelfinger wohnen würde, der passionierter Radfahrer sei. Den rief er kurzentschlossen an und fragte ihn, ob er nicht am nächsten Tag Captain machen wolle. Und Wunder geschehen: er hatte Zeit und Lust obwohl auch er noch nie zuvor Tandem gefahren war :-)
Johannes Bekannter und Conny bekamen für den nächsten Tag unser Trek T100 Gästetandem.

Am Sonntag fuhren wir erst mal zur Uni nach Vaihingen rein, weil da um 10:00 der Startpunkt ausgemacht war. Wir hatten keine Ahnung, wieviel kommen würden, denn nur 1 Tandempaar hatte sich zuvor angemeldet. Mit Heiner+Elfie, Johannes+Christoph und Mir+Beate waren es dann 6 Tandems. Die anderen 3 Tandemteams kannten wir nicht. Sie hatten aus der Zeitung von dem Treffen erfahren.

Wir fuhren gerade von der Uni weg, als uns Andrej und Manuela begegneten. Sie waren mit dem Zug aus Ulm angereist und sich mit der Tandemanfahrt vom Hauptbahnhof zur Uni verkalkuliert. 1 Minute später und wir hätten sie verpasst! Wär das ärgerlich gewesen! Deshalb mein Tip an alle: wenn ihr zu einem Tandemtreffen fahrt, dann meldet euch VORHER an, so dass die Veranstalter notfalls 1/2 Stunde auf euch warten können!

Mit nunmehr 7 Tandems fuhren wir durch den Wald bis Sindelfingen wo wir Conny und ihren neuen Captain aufgabelten (wir hatten uns da verabredeten): 8 Tandems waren es jetzt schon. Weiter ging es ins Würmtal hinab wo ausgerechnet an diesem Tag in Aidlingen ein großer Duathlon stattfand. Die Hauptstraßen waren gesperrt und man schickte uns via Umleitung erst den Berg rauf (schnauff) und dann wieder runter (brrrrremsss). Am Ortsausgang wurden wir von der Seite aus "angemacht": da standen Walter und Chris mit ihrem Cannondale! Da war ich aber platt! Ich hatte den zwei nämlich erst um 9:00 eine Mail geschickt, dass wir etwa um 11:00 in Aidlingen sein würden und sie hatten die tatsächlich noch gelesen und waren da!! Was für ein Timing :-)

Mit nunmehr 9 Tandems ging es über verkehrsarme Straßen und Waldwege nach Süden ins Nagoldtal, in das wir mit einer rasanten Abfahrt (ca 300 Höhenmeter, 70 km/h) einbogen. Dem Nagoldtal folgend fuhren wir über Calw zur Klosteranlage Hirsau wo wir nach 50 km seit Start die erste große Pause mit Vespern einlegten. Unterwegs wurden wir vor allem in den größeren Siedlungen immer wieder mit großen Augen angestaunt:

"Guck mal, da kommt ein Tandem! Und noch Eins!! Und noch viel mehr! Ja nimmt das denn gar kein Ende?!"

Dabei waren wir ja nur mit neun Tandems unterwegs. Die sollten mal zur internationalen Tandemrallye mit 250 Tandems kommen (in 2 Wochen ist es wieder soweit und wir sind wieder mit dabei, juhu!)! :-)

Wir fuhren noch 10 km weiter im Nagoldtal um dann nach Norden abzubiegen. Dazu mussten wir wieder die 300 m hochschnauffen. Hier trennte sich mal wieder das Feld auf: Wir waren mit unserem Fusion das erste Tandem am Berganfang, aber das vorletzte, das oben ankam. Wie üblich. Beate und ich sind halt keine Bergziegen. Weiter ging die Fahrt recht flott über ein paar kleine Dörfer bis Weil der Stadt und dann nach Magstadt, weil es da lauter Heiner das beste Eis im südlichen Württemberg gäbe. Wenige 100 m vor Erreichen des Eiscafes riss uns der hintere Schaltzug, aber das war kein Problem, denn ich hatte einen Ersatzzug dabei. Erstmal aber wollten wir unser Eis essen. Johannes hatte unsere Panne mitbekommen und bettelte förmlich darum unser Tandem reparieren zu dürfen. So schauten wir also völlig dekadent Eis schleckend zu, wie Johannes den neuen Schaltzug einbaute und die Schaltung auch noch sauber justierte. DAS nenn ich Service! :-)

Von Magstadt aus fuhren wir noch hoch zum Katzenbacher Hof, was ein großer Biergarten im Wald 3 km vor der Uni ist. Leider verlief sich da die nette Gesellschaft, die wir den ganzen Tag gebildet hatten, weil fast jeder noch was vor hatte. Johannes und Andrej z.B. beschlossen kurzerhand noch nach Ulm zu fahren mit dem Tandem. Als ob die (hügligen) 100 km der Nagoldtour nicht genug gewesen wären. NEIN, sie mussten nochmals 110 km fahren, diesmal aber sogar noch mit der schwäbischen Alb dazwischen!!

Um 23:30 kamen sie dann da auch wohlbehalten an, wie ich heute erfuhr.

Ein besonderes Lob verdient Heiner, der die Strecke geplant hatte und zwei mal zuvor abgefahren war und auch sonst das meiste organisiert hatte.

Ulli Horlacher