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0. Inhalt

1. Warum ein Tandem ?

2. Grundlagen für den Kauf eines Tandems
2.1 Worauf muss man beim Kauf eines Tandems achten ?
2.2 Wieviel sollte man für ein Tandem anlegen ?
2.3 Wo kauft man ein Tandem ?

3. Tandemrahmen
3.1 Welche Rahmenform ?
3.2 Alu oder Stahl ?
3.3 26 oder 28 Zoll ?

4. Tandemkomponenten
4.1 Welche Komponentengüte ?
4.2 Laufräder
4.3 Bremsen
4.4 Federgabeln
4.5 Sonstige Komponenten

5. Reisen mit dem Tandem

6. Tandems transportieren
6.1 Mit der Deutschen Bahn
6.2 Im Auto
6.3 Auf dem Auto
6.4 Im Flugzeug

7. Literatur
7.1 Magazine
7.2 Bücher
7.3 Einzelne Artikel

8. Tandems im Internet
8.1 Mailing-Listen
8.2 Wichtige WWW-Seiten für Tandems

9. Impressum

1. Warum ein Tandem ?

Erstens, weil es einfach schneller ist: zwei paar Beine wirken auf die Stirnfläche und den Rollwiderstand eines Einzelrades.

Zweitens, weil es zwei ungleich konditionierte Fahrer zu einer Einheit verbindet, die immer gleichzeitig ankommt - egal ob Wind oder Berge das Vorankommen behindern. Keiner kommt als "Letzter" oben an, keiner muß oben angekommen "Warteschleifen" drehen.

Die erreichbaren Geschwindigkeiten liegen normalerweise über dem Niveau jedes einzelnen Fahrers.

Wie schnell ist ein Tandem?

Unter Vernachlaessigung des Rollwiderstandes und mit Luftwiderstand=1.2*normal kommt man auf:
TAB=((A^3+B^3)/1.2)^(1/3)
Unter Vernachlaessigung des Luftwiderstandes (also zB Bergauf) kommt man bei gleich schweren Partnern auf:
TAB=(A+B)/2
Die Wahrheit wird wohl dazwischen liegen. Als Faustformel kann man vielleicht die obere nehmen.

(A=Dauergeschwindigkeit des kräftigeren Fahrers A, B=Dauergeschwindigkeit des schwächeren Fahrers B, TAB=Dauergeschwindigkeit von A und B auf einem Tandem)


Ein wichtiger Faktor der nicht nur Auswirkungen auf das Leistungspotential hat, sondern auch auf das erfolgreiche und friedliche Tandemfahren überhaupt, ist die Harmonie des Gespanns.
Es muß vor allem eine Umdrehungszahl gefunden werden, die beiden Fahrern entgegen kommt. Für den Gelegenheitsradler im Team bedeutet dies u.U. eine höhere Drehzahl, für den sportlichen Fahrer u.U. eine geringere Drehzahl als gewohnt.

Mangelnde Harmonie macht sich besonders am Berg bemerkbar. Nach einer schnell gefahrenen Ebene scheint man förmlich stehen zu bleiben, was aber rein subjektiv empfunden wird, denn es geht immer noch schneller bergauf, als gemeinsam auf Einzelrädern.

Es braucht ein paar Kilometer, bis sich ein Team eingespielt hat, wobei der Spaß am Tandemfahren schon mit den ersten Metern "erfahren" werden kann.

2. Grundlagen für den Kauf eines Tandems

2.1 Worauf muss man beim Kauf eines Tandems achten ?

Ein Tandem ist nicht gerade billig. Probefahrten auf verschiedenen Tandems - auch in Preislagen oberhalb des angepeilten Limits - sind unabdingbar. Viele Händler bieten ihre Vorführmodelle auch zum Verleih über ein Wochenende an. Die dafür fälligen Gebühren werden i.d.R. bei einem späteren Kauf verrechnet.

Das Tandem muß beiden Fahrern gefallen. Dies gilt besonders für die Sitzposition und den Komfort.

Wegen der hohen Belastung (Gewicht, Tretkräfte) sind bei Tandems ein paar Dinge anfälliger gegen Defekte als bei Einzelrädern. Neben den für Einzelräder üblichen Kriterien gelten für Tandems besonders die im Kapitel Komponenten genannten.

2.2 Wieviel sollte man für ein Tandem anlegen ?

Die Katalogpreise beginnen bei etwa 1.500,- DM und enden bei 17.500,- DM. Darüberhinaus sind keine Grenzen gesetzt.
Wer seltene und nur kurze Ausflüge plant, kann mit einem Tandem der untersten Preislage auskommen. Längere Touren oder der Einsatz abseits der Strasse können die verbauten Komponenten aber überfordern.

Sinnvolle Einstiegs-Tandems liegen zwischen 2.500,- DM und 5.000,- DM. Zwar sollte man auch hier davon ausgehen, dass man das eine oder andere Teil nach einiger Zeit austauscht, diese Klasse bietet aber eine solide Basis für spätere Aufrüstungen (Naben, Rahmen).

Wer sich seiner Sache ganz sicher ist, der sollte gleich bei Tandems jenseits der 5.000,- DM suchen oder über Maßbau bei einem Rahmenbauer nachdenken. Die Rahmenpreise dafür beginnen schon bei etwa 3.500,- DM.

Ein Hersteller behauptet, dass ein Tandem etwa das 4-fache eines qualitativ vergleichbaren Einzelrades kostet, im High-End-Bereich etwa das Doppelte. Das trifft nicht bei jedem Hersteller zu, obwohl das zweifache deutlich die Untergrenze darstellt.

2.3 Wo kauft man ein Tandem ?

Im Fachhandel und zwar bei einem Händler, der etwas von Tandems versteht.
Eine Auswahl findet sich in unserer Händlerliste.

3. Tandemrahmen

3.1 Welche Rahmenform ?

Der Rahmen eines Tandems muß verwindungssteif sein, beiden Fahrern aber ausreichend Platz bieten und den Stoker nicht durch übertriebene "Härte" quälen.

Die meisten Hersteller bauen ausschliesslich Rahmen im sog. "direkt-lateral"-Design. Dabei verläuft ein Rohr vom Steuerrohr diagonal bis zum hinteren Tretlager. Bei dieser Form findet man einen guten Kompromiss aus Verwindungssteifigkeit und Komfort vor.

Nicht zu empfehlen sind - wenn nicht aus bestimmten Gründen zwingend erforderlich - Konstruktionen mit Durchstiegsmöglichkeit hinten und/oder vorne bzw. Konstruktionen ohne weitere Verstrebungen.

Der Rahmen und die Nabe sollten die Montage einer dritten Bremse (Trommel, seltener Scheibe) am Hinterrad zulassen (Anlötteil an der linken Kettenstrebe).

3.2 Alu oder Stahl ?

Geschmackssache, obwohl die typische "Härte" der Alurahmen gerade den Hintermann extrem betrifft. Große Aluminiumrohre sind empfindlich gegenüber Schlägen.
Bei beiden Materialien wirken sich Rohre mit großen Rohrdurchmessern positiv auf die Steifigkeit des Rahmens aus. Viele Hersteller verwenden zudem noch gezielt ovalisierte Rohre, i.d.R. beim Rohr zwischen den beiden Tretlagern.

3.3 26 oder 28 Zoll ?

Geschmacks- oder Glaubenssache, 28er rollen besser, 26er sind theoretisch belastbarer.
Rahmen für 26-Zoll-Räder (MTB-Tandems) haben z.T. weniger Anlötteile für Gepäckträger, Low-Rider und Schutzbleche.

4. Tandemkomponenten

4.1 Welche Komponentengüte ?

Schaltung
Shimano's LX und XT-Komponenten oder Vergleichbares. Über die Haltbarkeit der aktuellen 9-fach-Gruppen im Tandembetrieb kann derzeit keine Aussage gemacht werden. Die meisten Teams beschränken sich vorsorglich auf 7- oder 8-fach-Getriebe.

Da das Tandem schneller als ein Einzelrad ist, sollte die Übersetzung über ausreichend lange Gänge verfügen. Bei Straßentandems ist das größte Kettenblatt daher oft 54 Zähne groß, bei MTB-Tandems 48. Das kleinste Ritzel hat dann meistens 12 Zähne. Von 11er Ritzeln am Tandem wird im allgemeinen abgeraten.

Als Berggang sollte mindestens eine 1:1 Übersetzung, besser eine Untersetzung, verfügbar sein.

Tretlager
Tretlager sollten von besonderer Güte sein, obwohl guter Ersatz hier nicht so viel kostet.

4.2 Laufräder

Die Laufräder eines Tandems sollten mindestens 40 Speichen bei 28-Zoll-Rädern, bei 26-Zoll-Rädern 36. Mit Gepäck werden 48 bzw. 40 Speichen empfohlen. Die Klemmbreite der hinteren Achse sollte bei 7-fach mindestens 140mm betragen, bei 8-fach werden 145 mm oder sogar 160mm empfohlen.
Die Naben sollten die Montage einer dritten Bremse ermöglichen. (Gewinde auf der dem Zahnkranz gegenüberliegenden Seite)
Die Verwendung normaler MTB-Laufräder ist ebenfalls denkbar, man sollte aber stets bedenken, daß ein solches Rad wegen asymetrischer Eingespeichung relativ instabil ist. Es gibt aber viele Tandem-Teams, die mit solchen Laufrädern keine Probleme haben.

Mehr Informationen zu Reifen und Felgen gibt es in der Rubrik Technik.

4.3 Bremsen

Cantilever-Bremsen mit guter Bremsleistung, V-Bremsen oder hydraulische Felgenbremsen sind üblich.
Wegen des langen Zugwegs empfiehlt sich u.U. an der hinteren Bremse eine Hydraulik-Bremse.
Als "dritte" Bremse wird i.d.R. eine Trommelbremse eingesetzt, die entweder vom Piloten parallel zur hinteren Cantilever-Bremse gezogen wird oder vom Stoker bedient wird, hier z.T. auch in Form einer Feststellbremse. Die Bremsleistung der dritten Bremse ist nicht sehr stark, reduziert aber auf langen Abfahrten das Problem mit überhitzten Felgen.

4.4 Federgabeln

Im allgemeinen wird für Tandems eine Doppelbrückengabel empfohlen, da diese die auftretenden Belastungen am besten verkraftet und i.d.R. deutlich steifer ist. Doppelbrückengabeln geben allerdings viel mehr Kräfte an den Rahmen weiter. Viele Rahmenhersteller geben wegen drohender Bruchgefahr keine Freigabe für solche Gabeln an ihren Rahmen.

Man sieht aber auch immer wieder Tandem-Teams, die mit einfachen Federgabeln fahren und auch keine Probleme damit haben. In diesem Fall sollte die Gabel aber unbedingt einen Stahlschaft aufweisen, der deutlich mehr Sicherheitsreserven bietet, als die überlicherweise verbauten Aluminiumschäfte.

Sorgfältige Pflege und regelmäßige Materiallkontrollen sind noch wichtiger als am Einzelrad!

Nach bisherigen Kenntnisstand gibt es mehrere Federgabelmodelle, die an Tandems eingesetzt werden, aber nur eine, die vom Hersteller in einer tandemspezifischen Version angeboten wird. Hier ein kurzer Überblick:

Für alle genannten Federgabeln gilt:

4.5 Sonstige Komponenten

Ein Gepäckträger ist auch für Tagestouren empfehlenswert, da der Pilot keinen Rucksack tragen kann.
Eine gefederte Sattelstütze oder ein gefederter Sattel erhöht den Komfort für den Stoker.

5. Reisen mit dem Tandem

Reisen mit dem Tandem ist natürlich kein Problem.
Allerdings sollte man wissen, das man am Rad nicht soviel Gepäck transportieren kann, wie auf zwei Einzelrädern. Auf langen Touren kann sich die Anschaffung eines Anhängers auszahlen.

6. Tandems transportieren

6.1 Mit der Deutschen Bahn

Sofern es die Verkehrssituation zulässt, gestattet die Bahn den Transport von Fahrrädern in den Einstiegräumen der Waggons. Spezielle Regelungen zu Tandems sind nicht bekannt.
Wegen der Länge eines Tandems wird empfohlen, die Einstiegsbereiche zu meiden und stattdessen auf Gepäckwagen oder spezielle Fahrrad- (IR) oder Mehrzweckabteile auszuweichen.
TIP: Die Fahrradhalterungen im IR ist nicht für Tandems ausgelegt. Um Beschädigungen zu vermeiden, sollte das Tandem am Hinterrad aufgehängt werden.

6.2 Im Auto

Die meisten Tandems passen nach der Demontage eines oder beider Laufräder in gängige Kombis oder größere PKW mit Durchlademöglichkeit.

6.3 Auf dem Auto

In Deutschland gibt es nur den Tandem-Träger des französischen Herstellers Vitansel (bei Brügelmann) (ca. 250,- DM) und den Bike-Lift der Firma Atera für ca. 650,- DM.

Besser ist das Angebot an Tandem-Trägern in den USA.

Von Eigenbauten wurde in der Tandem-Liste auch schon berichtet. Bauanleitungen dafür sind bei Bedarf dort anzufragen.

Eine Alternative zum Transport auf dem Dach ist der Transport am Heck des Autos mit einem Huckebike-Träger. Dazu müssen beide Laufräder demontiert werden und das Tandem sollte keine festen Schutzbleche haben. In den meisten Fällen wird das Tandem leicht über die Abmessungen des Autos herausragen.

6.4 Im Flugzeug

Bei vielen Fluggesellschaften muß der Transport von Fahrrädern vor dem Flug angezeigt werden.

Ansonsten gilt das Prinzip der Konfrontation des Flugpersonals mit dem "Sportgerät" Tandem. Vorheriges Anfragen bewirkt nämlich bei vielen Fluglinien das Ablehnen des Transports, es sei denn man gebe das Tandem als Sperrgut auf.

7. Literatur

7.1 Magazine

Nach dem Aus für das Tandem Magazine (USA), gibt es derzeit kein auf Tandems spezialisiertes Radmagazin.

7.2 Bücher

Tandem-Katalog
Zentralrad
Oranienstr. 20
10999 Berlin-Kreuzberg
Tel. 030/6152388
ca. 48 Seiten mit s/w-Abbildungen
Schutzgebühr 10,- DM

Karl Schubert, Das Tandem
Moby Dick, 1994
120 S., farb. u. schw.-w. Abb. - 23,5 x 23 cm. - Gb
ISBN 3-922843-92-1
Preis 39,80 DM (39,80 SFr, 298,- ÖS)

7.3 Einzelne Artikel

8. Tandems im Internet

8.1 Mailing-Listen

8.2 Wichtige WWW-Seiten für Tandems

9. Impressum

Autor: Thomas Wölk (tomwoe@web.de)

Der Autor dankt den "Tandemaniacs" der tandem-fahren.de, besonders Bo-En Lo für den Ansporn, das Dokument endlich fertigzustellen, Martin Trautmann für die zahlreichen Infos rund ums Thema, Johannes Schinner und Jens Peter Lindemann für die Informationen zum Transport von Tandems mit der DB und Magnus Labbé für die Formel die 'was taugt.

Alle Angaben natürlich ohne Gewähr.
Korrekturen und Verbesserungsvorschläge werden gerne entgegengenommen.


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Letzte Änderung: 2001-08-24